EVERTALE


Wenn es eine Band gibt die mich in der letzten Zeit absolut aus dem Sessel geblasen hat, dann waren das die Jungs von EVERTALE! Die Deutschen Power Metaller rund um Mastermind Matthias Graf haben mit „Of Dragons and Elves“ ein bomben Debütalbum eingespielt, welches viele Parallelen zu BLIND GUARDIAN besitzt, welche ja für viele, auch für mich DAS Non Plus Ultra der deutschen Metalszene darstellen. Natürlich war es mir da ein Vergnügen Mastermind Matthias mal ein paar Fragen zum Album und zur Band zu stellen.

J.P: Hallo Matthias, vielen Dank das du mir ein paar Fragen zu euch und zu eurem Debütalbum beantwortest. Zuerst, für die Leute die euch vielleicht noch nicht so kennen, stell dich und die Band doch einmal kurz vor und erzähle ein bisschen was zu eurem Werdegang?

M.G: Hallo zusammen, ich bin Matthias, Gitarrist und Sänger bei der deutschen Power Metal Band EVERTALE. Wir spielen schnellen, melodischen Power Metal im Stil alter BLIND GUARDIAN, HELLOWEEN oder GAMMA RAY. Unsere erste Demoplatte haben wir 2008 veröffentlicht und nach einigen Unwegsamkeiten hat Ende 2013 dann unser Debut „Of Dragons and Elves“ endlich das Licht der Welt erblickt.

J.P: In der heutigen Zeit eine Platte auf eigene Faust zu veröffentlichen birgt ja schon ein kleines Risiko. Habt ihr bewusst auf ein Label verzichtet, oder hattet ihr einfach keine passenden Angebote?

M.G: Wir hatten schon ein paar Angebote. Eine größere Firma war auch dabei. Allerdings hatten wir uns schon vorher einige Gedanken gemacht, was wir brauchen und was wir von einem Label wollen. Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber die ganzen kleinen Labels bringen einen nicht wirklich vorwärts. Da fehlt das Geld für eine Supportour oder ähnliches und was da an Promotion gemacht wird, dass bekommt man mit ein bisschen Mühe und Einsatz auch schon ganz gut selbst hin. Bei der größeren Firma haben wir einen Deal angeboten bekommen, der wohl zurzeit „normal“ ist für Newcomerbands. Allerdings war es eben ein 360Grad Deal. Wir sollten jede Menge Exklusivrechte abtreten (auch am Merch), der Vertrag hatte eine lange Laufzeit und und und, aber im Gegenzug wollte sich das Label nicht wirklich auf Pflichten seinerseits festlegen und das war uns im Endeffekt einfach etwas zu heikel. Darum versuchen wir jetzt erst mal auf eigene Faust bekannter zu werden und hoffen, dass wir beim zweiten Album eine bessere Verhandlungsposition haben.


J.P: Wie sind denn die Aufnahmen zu der Platte abgelaufen? Wann habt ihr damit angefangen und wie ist sie entstanden?

M.G: Na das war alles sehr chaotisch, um es mal vorsichtig auszudrücken. Eigentlich waren wir 2009 schon soweit aber dann ist Hannes ja aus der Band ausgestiegen und wir standen kurz davor uns aufzulösen. Wir, also Marco, Woody und Ich hatten fast 1 Jahr lang keinen Kontakt. Als wir dann doch wieder die Arbeiten am Album aufgenommen hatten, war es notwendig einige Parts auszutauschen, was nicht grade einfach ist, wenn ein Song schon komplett steht. Außerdem gab es einige neue Ideen zu Songs die wir auch noch mit auf die Platte genommen haben usw., d.h. wir haben eigentlich nochmal komplett von vorne angefangen. Die Aufnahmen haben wir in unserem umfunktionierten Proberaum oder zu Hause gemacht und es hat sich dann wirklich nochmal sehr lange hingezogen, bis alles soweit fertig war und wir vor allem mit der Qualität zufrieden waren. Manche Parts habe ich bestimmt 4-5 Mal neu aufgenommen, weil mir nach einer längeren Pause doch wieder kleine Macken aufgefallen sind. Allerdings fängt man auch irgendwann an, das Gras wachsen zu hören. Da muss man echt aufpassen, dass man sich nicht verrennt, was bei uns sicherlich bis zu einem gewissen Grad passiert ist. Dann gab es noch Probleme mit dem ersten Produzenten, der Sound entsprach nicht zu 100% unseren Vorstellungen und wir haben kurz vor Ende die Reißleine gezogen. Die letzte Station war Christoph Brandes in den Iguana Studios in Freiburg, der uns wirklich aus der Patsche geholfen hat. Er hat den Mix und das Mastering übernommen und vor allem auch bei den Drums nochmal Hand angelegt, was bitter nötig war – das war im Sommer 2013. Wenn man sich das alles so anschaut, war es wirklich eine chaotische Zeit und ich bin sicher, dass wir das beim nächsten Album alles ganz anders angehen werden.

J.P: Ist bei euch das Songwriting ein Thema für alle in der Band, oder wer übernimmt diesen Job bei euch?

M.G: Das meiste Material und die Lyrics kommen von mir. Wenn ein Song langsam Formen annimmt und ich soweit zufrieden bin, dann schicke ich die Idee an Woody und Marco, die mir ihre Meinung dazu sagen. Das ist vor allem wichtig im Hinblick auf das Arrangement, wenn es zum Beispiel darum geht einen Teil zu wiederholen oder ob eine Solo/Leadmelodie fehlt oder ob an einer Stelle zu viele Vocals kommen usw. Da ist eine „fremde“ Sicht auf die Dinge ganz hilfreich. Woody komponiert aber auch selbst und hat natürlich eine ganz andere Art und Weise, die sich aber super mit meinem Stil ergänzt. Er hat andere musikalische Wurzeln und bringt einen progressiven und technischen Aspekt in unsere Musik, der das Ganze nochmal gehörig aufwertet. Wenn euch also mal ein 9/4 11/4 Taktwechsel in unseren Songs über den Weg läuft, dann ist der Part von Woody (meistens :-)).

J.P: Dazu passend die Frage, euer Debütalbum dreht sich ja um die Fantasybuchreihe „Die Chroniken der Drachenlanze“ warum ausgerechnet diese Geschichte und darf ich annehmen das ihr also alle Fantasymäßig gut unterwegs seit? Ich persönlich kenne und liebe die Buchreihe ebenfalls!

M.G: Warum genau ich die Drachenlanze ausgesucht habe, weiß ich eigentlich nicht mehr so richtig. Ich finde die Geschichte ist einfach nach Herr der Ringe die beste Fantasyreihe, die ich kenne. Die ersten beiden Songs, die sich mit der Drachenlanze beschäftigten waren „Tale of the Everman“ und „Into the Dragon´s Lair“. Ich hatte mir die englische Collectorsedition der „Chronicles“ gekauft und beim erneuten Lesen wieder gemerkt, dass die Geschichte einfach sehr viel Potential hat und man wirklich den einen oder anderen Song drüber schreiben könnte. So kamen immer mehr und mehr Ideen zusammen und der Entschluss lag nahe, ein komplettes Konzeptalbum daraus zu machen. Bis wirklich alles zusammen gepasst hat und die Songs in ihrer Reihenfolge auf der Platte auch chronologisch der Geschichte folgen und trotzdem das Album an sich, in seiner Zusammenstellung, funktioniert, das war nochmal eine ganze Menge Arbeit. Außerdem musste es ja auch für jemanden, der noch nie etwas vom Drachenlanze-Universum gehört oder gelesen hat, funktionieren. Da bin ich schon ein wenig stolz drauf, dass das alles so geklappt hat. Gleichzeitig hab ich mir aber auch geschworen, dass das nächste Album auf keinen Fall ein Konzeptalbum werden wird – das ist einfach zuviel Stress.

J.P: Kommen wir jetzt mal zum Album selbst. Einzelne Songs herauszupicken viel mir ja schon bei meiner Rezension sehr schwer! Die Platte ist einfach saustark und erzählt eine wunderbare, schwermetallische Fantasy Geschichte. Gibt es für dich ein paar Songs die du vielleicht hervorheben würdest oder die du als besonders charakteristisch für EVERTALE siehst?

M.G: Für uns als Band ist es natürlich schwierig einen oder mehrere Favoriten aus dem Album herauszuheben, wenn das nicht einmal unsere Zuhörer können ;-). Die meisten, die uns ihre Meinung mitteilen, haben „In The Sign Of The Valiant Warrior“ als Lieblingssong. Diesen würde ich daher auch am charakteristischsten für den „Sound made by Evertale“ definieren. Er ist schnell, melodisch, episch und heavy und vereint damit all unsere Attribute.


J.P: Auf einen Song will ich dann doch noch kurz selbst eingehen! Der Titelsong „Of Dragons and Elves“ ist eine Ballade ala „The Bard’s Song“ von BLIND GUARDIAN geworden, der bestimmt prima bei den Livegigs ankommen sollte. War euch das so bewusst als ihr ihn geschrieben habt, oder hat er sich einfach so entwickelt?

M.G: Das war uns nicht bewusst bzw. wir haben es beim Songwriting nicht bewusst drauf angelegt. Fantasy spielt einfach eine riesige Rolle in meinem Leben, schon seit ich ein Kind war. Ob das jetzt RPG´s am Computer sind oder Brettspiele wie Heroquest, Bücher, Musik, Mittelaltermärkte – das alles hat einen festen Platz in meinem Leben. Manch einer würde mich einen Träumer nennen, denke ich. Und da passen diese akustischen Balladen mit diesem speziellen Folklore/Mittelalterflair einfach wie die Faust aufs Auge. Logisch, dass ich auch so einen Song auf unser Debutalbum packen wollte. Mit dem Titeltrack haben wir das ja auch ganz gut hinbekommen wie ich finde. Ob er Live wirklich so gut klappt bleibt noch abzuwarten, da die Akustikgitarren mit einem Kapodaster gespielt werden. Wir müssten das also so lösen wie Metallica das auf der SanDiego DVD gemacht haben. Bei „The Unforgiven“, nutzt James einen „Gitarrenständer“, in dem die Akustikgitarre eingehängt ist, um dann auf den Heavy Part wechseln zu können. Wird wohl eine ziemliche Herausforderung werden und eventuell auf kleineren Bühnen nicht funktionieren.

J.P: Ich habe euch ja nun mehrmals mit den Jungs von BLIND GUARDIAN verglichen. Könnt ihr damit gut leben? Oder sind diese Vergleiche an den Haaren herbeigezogen? Seid ihr vielleicht selbst große BG Fans?

M.G: Die Vergleiche kommen wirklich sehr, sehr oft. Teilweise kann ich das nachvollziehen, manchmal finde ich es schade, wenn ein Review dann von nichts anderem spricht, als von unserer Nähe zu BG. Klar müssen neue Bands „verglichen“ werden, damit die Fans ungefähr wissen, was sie erwarten können, wenn sie noch nichts von der Band gehört haben. Man sollte es aber auch nicht übertreiben finde ich. Gleichzeitig ist es für mich auch ein Ritterschlag wenn ich sowas lese, weil ich selbst ein großer BG Fan bin. Auch wenn ich mit den neueren Platten ab der ANATO nicht viel anfangen kann, lässt sich nicht leugnen, was ich während meiner prägenden Phase gehört habe. Ich war 14 als die „Imaginations“ rauskam und ich war total weggeblasen, dass es möglich ist so schnell, so episch und melodisch, gleichzeitig aber auch aggressiv zu klingen. Ich hab für Wochen nichts anderes gehört. Das gleiche bei der „Nightfall“. Klar hatte ich auch andere Einflüsse, RUNNING WILD, HAMMERFALL, HELLOWEEN oder GAMMA RAY zum Beispiel. Aber den größten Eindruck haben BG bei mir hinterlassen. Wenn ich jetzt selbst Musik mache ist es ja nur logisch, dass gewisse Eckpfeiler, wie zum Beispiel die großen Refrains mit Chören und allem drum und dran auch in meiner Musik auftauchen. Ich mache Musik ja im ersten Moment für mich selbst und deswegen schreibe ich Melodien und Riffs, die ich auch selbst gerne hören würde. Alles andere wäre ja kompletter Schwachsinn. Wenn ich mich verstellen würde, nur um krampfhaft nicht nach dieser oder jener Band zu klingen. Das wäre unehrlich und ich denke man würde es der Musik anmerken – vor allem die Fans würde es merken und einen dann, zu Recht, mit Nichtbeachtung abstrafen.

J.P: Nachdem euer Debütalbum ja nun schon eine Weile auf den Markt ist, wie zufrieden seid ihr denn mit dem Album? Ihr habt ja wirklich massig abgesahnt und die Magazine überschlagen sich ja geradezu vor guter Noten, ihr müsstest doch momentan mit einem Dauergrinsen rumlaufen, oder?

M.G: Ja da hast du Recht, es ist schon ziemlich krass was wir die letzten Monate und Wochen an Feedback von den Fans und Magazinen/Webzines auf der ganzen Welt bekommen haben. Da ist man natürlich stolz darauf und freut sich, dass die ganze Arbeit und die viele Zeit die man investiert hat so viel Anerkennung findet. Andererseits können wir uns natürlich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Zum einen hatten wir ja ein Problem mit unserem Drummer Martin, der die Band aus beruflichen Gründen verlassen hat. Da haben wir mittlerweile 3 Kandidaten, die sich momentan vorbereiten und mit denen wir bald einige Proben abhalten werden, damit die Band wieder komplett ist und wir im Spätjahr einige Konzerte spielen können. Und zum anderen haben wir schon mit dem Songwriting angefangen, was durch das viele Lob das „ODaE“ bekommen hat, schon eine heikle Sache ist. Man will sich ja verbessern und eine noch bessere Platte abliefern fürs zweite Album. Das ist schon eine große Herausforderung. Dazu kommt noch die „reguläre“ Arbeit an Promotion, Fankontakten und Werbung für das aktuelle Album. Es gibt also keine Zeit sich auszuruhen.

J.P: Vor kurzem erreichte uns leichte schlechte Kunde aus eurer Band, euer Schlagzeuger hat den Dienst quittiert. Kannst du uns zu den Hintergründen etwas sagen und wie sieht es aktuell mit Ersatz aus?

M.G: Wie grade schon gesagt, Martin musste aus beruflichen Gründen kürzer treten. Er hat in Gaggenau mit seiner Frau eine eigene Musikschule aufgemacht und hat noch einen regulären Job „nebenher“. Da bleibt einfach nicht mehr die Zeit, vor allem, da es ja doch absehbar ist, dass Evertale in Zukunft nicht weniger sondern mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. Für unser Konzert am 15.3 beim Blood Battle in Lörrach haben wir dann verzweifelt nach einem Ersatzdrummer gesucht aber einfach niemanden gefunden der Lust hatte, fähig war und an dem Tag auch noch Zeit hatte. Allerdings sind bei der Suchaktion 3 Kandidaten hängen geblieben mit denen wir uns im April zur „Probe“-Probe treffen. Ich bin mehr als zuversichtlich, dass wir schon sehr bald wieder komplett sind und dann auch live unterwegs sein werden.

J.P: Matthias was steht denn aktuell und in der nächsten Zeit nun für EVERTALE an? Sind Konzerte geplant? Habt ihr mittlerweile ein gutes Labelangebot bekommen? Die müssten ja nach dem geilen Debütalbum schon Schlange bei euch stehen, oder? :-)

M.G: Tja mit den Labels, das ist so eine Sache. Wir haben jetzt schon einigermaßen Platten verkauft, was einer Plattenfirma dann natürlich an Umsatz fehlen würde. Das Interesse aus Deutschland ist daher mehr als begrenzt. Im Ausland, speziell Japan tut sich da schon mehr – leider kann ich aber noch nichts Genaueres sagen. Was Konzerte angeht halten wir uns noch zurück, was feste Zusagen angeht, weil wir erst die Proben abwarten wollen. Wir versuchen aber schon für den Herbst einige Konzert zu planen und sind ebenfalls auf der Suche nach einem Support für eine größere Band. Mal sehen was sich ergibt. Ansonsten steht für mich Songwriting für die zweite Platte ganz oben, damit es nicht wieder eine halbe Ewigkeit dauert bis der Nachfolger erscheint. Obwohl bei den ganzen BG Vergleichen hätten wir ja bis 2017 Zeit für das nächste Album :-)

J.P: Vielen Dank Matthias für deine Zeit und die interessanten Antworten! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft. Die letzten Worte an die Fans da draußen gehören natürlich dir.

M.G. Ich möchte mich im Namen der Band bei all unseren Fans für die Unterstützung bedanken. Wir hoffen jeden einzelnen im Laufe dieses oder des nächsten Jahres auch auf Tour mal persönlich zu treffen.

Julian

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen